Stahl Tarifrunde 2010
22/09/2010

"Ihr habt euch das verdient!"

Mehr als 2000 Stahlarbeiter in Salzgitter und Dortmund haben sich heute an den ersten Warnstreiks der Stahltarifrunde 2010 beteiligt. Die Produktion ruhte für zwei bis vier Stunden. IG Metall-Bezirksleiter NRW Oliver Burkhard sagte, die Arbeitgeber hätten "noch nicht begriffen, was die Stunde geschlagen hat".

Die Geduld der Beschäftigten gehe nach zwei ergebnislosen Tarifverhandlungen zu Ende, sagte Oliver Burkhard in Salzgitter-Watenstedt heute Morgen vor 1500 Stahlarbeitern, hauptsächlich aus dem Salzgitter-Konzern. Die Arbeitgeber müssten sich "jetzt endlich bewegen", forderte Burkhard, der gleichzeitig Verhandlungsführer der IG Metall ist. Gelegenheit sich zu bewegen haben die Arbeitgeber am Mittwoch, 29. September; dann findet die dritte Verhandlung in Gelsenkirchen statt.

Hasan Cakir, der Betriebsratsvorsitzende von Salzgitter Flachstahl, warf den Arbeitgebern vor, immer das gleiche Spiel zu spielen: "Sie überprüfen, ob wir wirklich die erforderliche Kraft hinter unsere Forderung bringen oder nur Schaumschläger sind." Der Geschäftsführer der IG Metall Salzgitter-Peine, Matthias Wilhelm, schätzt die Stimmung in den Belegschaften als "sehr entschlossen" ein. "Die Kollegen akzeptieren nicht, dass die Arbeitgeber kein Angebot machen und fordern ihren Anteil am Aufschwung."

Die IG Metall fordert für die 85.000 Beschäftigten der Stahlindustrie in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen sechs Prozent mehr Lohn und Gehalt, 60 Euro mehr Ausbildungsvergütung; gleiches Geld für gleiche Arbeit zugunsten der Leiharbeitnehmer sowie eine Entlastung der älteren Beschäftigten, beispielsweise durch zusätzliche Freischichten.

In Dortmund versammelten sich heute Mittag 500 Beschäftigte von Thyssen-Krupp Steel Europe (TKSE), Hoesch Spundwand und Profile (HSP) sowie dem Dortmunder Oberflächen Centrum (DOC) bei strahlendem Sonnenschein vor Tor 1 der Westfalenhütte. Getränke- und Würstchenstand wurden sofort belagert. Auf Plakaten stand: "Kurzarbeit 2009 - Kohle 2010" und "Jetzt 6 % sonst Streik". Ulrike Kletezka von der IG Metall Dortmund bekräftigte diese Forderung: "Mehr ist fair - ihr habt euch das verdient", rief sie den Warnstreikenden zu.

Helga Schwitzer, Mitglied des IG Metall-Vorstands in Frankfurt und zuständig für Tarifpolitik, forderte die Arbeitgeber auf: "Machen Sie uns endlich ein anständiges Angebot." Die IG Metall könne auch Urabstimmung und Streik; sie rate den Arbeitgebern jedoch, es darauf nicht ankommen zu lassen.

HSP-Jugendvertreter Ismail Idrizi sagte: "Ein neuer Tarifvertrag kommt nur, wenn wir ihn erkämpfen." Auch TKSE-Betriebsrat Hartmut Schink zeigte sich kämpferisch: Sollte sich in der nächsten Tarifverhandlung nichts bewegen, "wird es ein heißer Oktober".

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