"Miesen Machenschaften das Handwerk legen"
Rund 450 Kfz-Handwerker protestierten heute vor den Kfz-Innungen in Düsseldorf und Detmold gegen die Tarifgemeinschaft der Kfz-Arbeitgeber. Dieser Tarifverband lehnte es Mitte Juni ab, weiter mit der IG Metall zu verhandeln. Jetzt will die IG Metall die Landesinnung des Kfz-Gewerbes an den Verhandlungstisch zwingen.
Die Mendelssohnstraße in Düsseldorf-Flingern ist gesperrt: Polizisten stehen am Anfang und am Ende der Straße - und mittendrin, von weitem erkennbar, stehen viele Menschen in knallroten T-Shirts. Darauf steht: "Kfz-Flächentarif NRW - Ja!"
IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler erinnert die gut 400 Beschäftigten aus zwölf Autohäusern in Düsseldorf, Mönchengladbach, Krefeld und Duisburg an den 17. Juni, dem Tag der ersten Tarifverhandlung. Damals, unmittelbar vor Verhandlungsbeginn, gab die Tarifgemeinschaft der Kfz-Arbeitgeber kund, kein Tarifpartner der IG Metall mehr sein zu wollen. "Das ist ein Skandal", ruft Giesler ins Mikrofon. Seine Zuhörer bestätigen ihn mit einem gellenden Pfeifkonzert.
Nur in Nordrhein-Westfalen gibt es keine Lohnerhöhung
Ihre Wut ist verständlich. Was in allen Tarifbezirken der Kfz-Branche möglich ist, nämlich eine Tariferhöhung von zwei Mal 2,8 Prozent, das soll in NRW unmöglich sein: Einen Flächentarifvertrag, der landesweit für alle Autohäuser in NRW gilt, soll es nicht mehr geben. Schon 2008 hat die Kfz-Landesinnung der IG Metall den Stuhl vor die Tür gestellt und Tarifverträge nur noch mit der Christlichen Gewerkschaft Metall (CGM) abgeschlossen. "Das sind ganz miese Machenschaften", sagte Knut Giesler heute. "Und wer die betreibt, dem muss das Handwerk gelegt werden."
Giesler sagte auch, wen er meint: Marcus Büttner, den Geschäftsführer sowohl der Kfz-Landesinnung als auch der Kfz-Tarifgemeinschaft. Büttner war 2008 und ist jetzt die treibende Kraft bei dem Versuch, die IG Metall aus dem Tarifgeschäft zu drängen und den Billig-Tarifen der CGM Tor und Tür zu öffnen.
Büttner sei ein "tarifpolitischer Irrläufer", der von einem Handwerkwerk "ohne fair verhandelte Tarifverträge" träume, sagte Giesler. Er versuche, die IG Metall ins Leere laufen zu lassen und zu spalten.
Haustarifverträge sind keine Lösung
Viele Arbeitgeber möchten jetzt mit der IG Metall Haustarifverträge schließen. Das lehnt die IG Metall jedoch ab. Ihre Befürchtung: Die Unterschiede zwischen den Firmen mit und ohne Tarif werden wachsen - bis auch die tariftreuen Arbeitgeber aufgeben. Deshalb sagte der Betriebsratsvorsitzende von BMW Düsseldorf, Dirk Märtens, auf der heutigen Kundgebung: "Wir stehen für den Flächentarifvertrag!" Sein Kollege von Iveco West, Klaus-Peter Krämer, ergänzte: "Lasst uns gemeinsam für die Fläche kämpfen." Leicht ist das nicht, weiß Bernd Epping, Verhandlungsführer der IG Metall für das Kfz-Handwerk: "Nichts bekommt man geschenkt."
Das wissen auch die Beschäftigten, die heute vor der Detmolder Kfz-Innung demonstrierten, um der Forderung nach einem Flächentarifvertrag Nachdruck zu verleihen. "Dafür wird viel öffentliche Aufmerksamkeit und Druck nötig sein", sagte IG Metall-Sekretär Erich Koch. Ziel aller Anstrengungen sei es, wieder faire und verlässliche Tarifverträge im Kfz-Handwerk NRW zu vereinbaren. "Dafür lohnt es sich, zu kämpfen."